Komet C/2001 Q4 (NEAT) am 14. Mai 2004

Am Freitagabend klarte der Himmel gegen 21 Uhr überaschend auf. Schnell wurden Fernglas, Fotoapparat und Fernrohr im Garten aufgebaut, um einen Blick auf den Kometen C/2001 Q4 (NEAT) werfen zu können. Die Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Zunächst war es jedoch noch viel zu hell.

Als erster Stern wurde die Venus sichtbar. Schon deutlich tiefer im Westen als in den vergangenen Wochen. Es sind ja auch nur noch gut drei Wochen bis zum Transit vor der Sonne. Im Fernrohr war die Sichelgestalt wunderschön zu sehen. Selbst im 10x50 Fernglas ließ sie sich erkennen.

Es dauerte eine ganze Weile bis auch Saturn mit bloßem Auge sichtbar wurde. Die Cassiniteilung im Ring war nicht eindeutig auszumachen. Das lag wohl an der hohen Luftfeuchtigkeit, die man förmlich riechen konnte. "Hoffentlich bildet sich nicht zu schnell Nebel" ging es mir durch den Kopf.

Mit fortschreitender Dämmerung tauchten dann immer mehr Sterne auf. Castor und Pollux im Westen waren gut zu sehen, auch schon Sterne des Löwen. Aber würde ich den Kometen wirklich sehen können? Immer wieder suchte ich den Himmel zwischen den Sternbildern Löwe und Zwillinge ab, aber es war zunächst kaum ein Sternpünktchen zu erkennen. Tief im Westen ein schwacher, kaum zu erahnender Punkt im Fernglas? Das müßte Procyon sein. Aber so schwach? War der Dunst oder Hochnnebel doch schon zu starkt?

Noch einmal rein ins Haus und bei http://www.heavens-above.com nach den aktuellen Koordinaten des Kometen gesucht. Zunächst am Saturn die Skalen des Fernrohres richtig eingestellt. Jetzt das Fernroh nach den Daten des Kometen ausrichten... - in dieser Richtung soll er also stehen ...!?

Und tatsächlich! Jetzt hatte ich ihn sofort im Fernglas drin! Und schnell auch im Fernrohr. Mit dem großen 55mm Okular (36fache Vergrößerung) sah er wirklich am besten aus: es ist zwar kein "richtiger" Schweif zu erkennen, aber doch ein recht großer diffuser Fleck. Und in wunderschönem Kontrast zum nahebei stehenden knallrotem Stern!

Das nachfolgende Foto zeigt zunächst einen Überblick über den Himmel. Auf der linken Seite erkannt man den "Kopf" des Sternbilds Löwe mit einer auffälligen Leuchtspur eines vorüberziehenden Flugzeugs. Auf der rechten Seite des Bildes sind Castor und Pollux vom Sternbild Zwillinge gut zu erkennen, unten am rechten Bildrand ist Saturn gerade noch sichtbar. Etwa in der Bildmitte, etwas über dem Baum hinter dem Nachbarhaus, befindet sich das Sternbild Krebs. Durch den doch etwas dunstigen Himmel und das Streulicht der Stadt aber nur zu erahnen.

Das Bild entstand mit einer Canon Powershoz G2 um 23:01 Uhr MESZ, 15 Sekunden belichtet, Blende 2.0, f=7mm, 200 ISO.

Nutzt man den eingebauten Zoom der Digitalkamera lassen sich jedoch mehr Sterne sichtbar machen, als dies mit dem bloßen Auge möglich ist.

Dieses Bild entstand um 23:07, ebenfalls 15 Sekunden belichtet, f=21 mm, also mit optischem Dreifachzoom. (Blende 2.5, ISO 200).

Bei 15 Sekunden Belichtungszeit werden die Sterne bei Fotografie vom feststehenden Stativ aus schon strichförmig abgebildet. Dieses Foto wurde von der ursprünglichen Größe von 2272 x 1704 Pixel reduziert auf eine Größe von 600 x 450 Pixel. Dadurch wird die Größe der Strichspuren reduziert, so dass man in etwa den Anblick wie in einem Feldstecher bekommt.

In der Mittte des Bildes läßt sich sehr schön der offene Sternhaufen "Praesepe", auch Krippe genannt, erkennen. Trapezförmig um die Prasepe herum angeordnet sind die Sterne Gamma (oben), Delta (links, östlich), Eta (rechts, westlich) und theta (unten) zu erkennen. Der Komet ist dicht bei Theta als kleiner diffuser Lichtfleck auszumachen. Hier eine kleine Tabelle mit Daten zu diesen vier Sternen:

Bayer-Bezeichnung Eigenname Flamsteed-Nummer Helligkeit Spektraltyp/Besonderheiten
Gamma Cnc Asellus Borealis 43 Cnc +4.65 mag A1, spektroskop. Doppelstern
Eta Cnc ? 33 Cnc +5.33 mag K3
Delta Cnc Asellus Australis 47 Cnc + 3.93 mag K0, Doppelstern
Theta Cnc ? 31 Cnc + 5.36 mag K5, deutlich rot im Teleskop!

Für das nachfolgenden Bild wurde die Kamera auf mein Fernrohr montiert, das wiederum der Bewegung der Sterne motorisch nachgeführt wurde (Ein Celestron C8 Teleskop auf einer GP-DX Montierung mit Vixen Skysensor 3D Steruerung). Dadurch erscheinen auch bei 15 sekündiger Belichtung (mehr kann die Kamera nicht) die Sterne noch punktförmig, so dass ich hier eine Abbildung in 100% Größe zeigen kann. Dies ist natürlich nur ein Ausschnitt aus dem Originalbild, dass ich zusätzlich um ca. 45 Grad gedreht habe, damit die Ausrichtung in etwa mit den beiden vorangehenden Bildern übereinstimmt.

Die Daten für dieses Bild sind wieder 15 Sekunden Belichtugnszeit, 200 ISO, Blende 2.5, f=21mm. Das Bild zeigt Sterne etwa bis zur Größenklasse +7.8 mag. Unter besseren Bedingungen lassen sich mit der Kamera auch schon Sterne der 9. Größenklasse erkennen.

Auch in diesem Bild zeigt der Komet keinen ausgeprägten Schweif, sondern bleibt eher eine etwas diffuse Wolke. Im Fernrohranblick bekam ich den Eindruck, dass diese "Wolke" jedoch nicht kreisförmig sondern deutlich eine etwas längliche Struktur beitzt.

Je länger ich beobachtete, desto deutlicher wurde die Eigenbewegung des Kometen wahrnehmbar. Der Abstand zu Theta Cnc verringerte sich beim Anblick im 55mm Okular in Abständen von 5 Minuten ganz deutlich.

Die Bilder wurden ursprünglich alle im RAW-Mode gewonnen und dann später in jpg gewandelt. Beim zweiten und driten Bild habe ich den Kontrast angehoben, um die Sterne etwas deutlicher vor dem Hintergrund hervor treten zu lassen. Außerdem wurde bei diesen Bildern mit Hilfe des Programms NEAT (dieser Name hat nichts mit dem Kometen zu tun!) das Rauschen des Hintergrunds etwas reduziert.

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